Im Gespräch mit Felix Consolati, unserem Dozenten für vertikales Storytelling
Am 10. Oktober findet erstmals unser neuer Workshop “vertikales Storytelling” statt. Hinter dem kryptischen Namen steckt etwas, was vermutlich jede(r) von uns von Instagram Stories kennt: Videos im Hochformat. Warum es für Unternehmen und Freelancer wichtig ist, sich mit diesem neuen Trend zu beschäftigen und warum Lena Meyer-Landruts letztes Video so erfolgreich war, haben wir unseren Dozenten Felix Consolati gefragt.
Videos im Hochformat – das klingt erstmal seltsam. Ich habe noch immer den Satz im Ohr, dass nur Bilder im Querformat Geschichten erzählen können. Auf der anderen Seite kenne ich natürlich Instagram Stories, die ja nur im Hochformat funktionieren. Kannst du sagen, wann sich da unsere Sehgewohnheiten oder eher Sehvorlieben verändert haben?
Es ist noch gar nicht lange her, da hat sich niemand die Frage gestellt: “Soll ich besser im Quer- oder im Hochformat filmen?” Sobald das Smartphone aus der Hosentasche und der Videomodus eingeschaltet war, haben beide Hände das Gerät umklammert. Quer. Alle Videos, alle Clips und Filme flimmerten im Querformat über all unsere kleinen und großen Bildschirme. Wer sich Videos auf seinem Smartphone oder Tablet anschauen wollte, musste entweder das Gerät, oder den Kopf zur Seite neigen. Wie gesagt – das gehört heute der Vergangenheit an.
Mittlerweile besitzen laut statista.de rund dreieinhalb Milliarden Menschen ein Smartphone. Zur Seite kippen muss es kaum noch jemand – weder zum Aufnehmen noch zum Anschauen. Denn 90 Prozent der Smartphone-Nutzer verwenden ihr Gerät ausschließlich im Hochformat. Immer. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Sie nutzen ihr Smartphone im sogenannten Porträtmodus. Und selbst in Sachen Tablet trifft das auf die Hälfte aller Nutzer zu. Nur 5% der Menschen sind überhaupt noch bereit, ihr Handy zu drehen.
Wie ist es dazu gekommen? Ist das eine Konsequenz von Selfies und Instagram?
Die Entwicklung ist sicherlich eine logische Konsequenz der Digitalisierung. Datentarife für unser Smartphone werden von Jahr zu Jahr billiger und immer mehr Leute schauen sich Videos von unterwegs an. Auch die Displays werden immer besser und machen es möglich, das Smartphone im vertikalen Modus zu nutzen. Hinzu kommt die Öffnung für vertikale Formate diverser Plattformen wie Instagram, Youtube und Facebook. Selbst große Player wie Netflix produzieren mittlerweile Teaser im Hochformat und nicht mehr im Querformat. Bis 2025 sollen laut statista.de 75 Prozente des mobilen Traffics auf Videos fallen, da ist das Video im Hochformat nur eine logische Konsequenz.
Wenn 90 Prozent aller NutzerInnen das Smartphone nur im Porträtmodus nutzen, dann macht es wahrscheinlich Sinn, generell Videos, die eher auf mobilen Geräten angeschaut werden, in 9:16 zu produzieren?
Ja, auf jeden Fall. Audi zum Beispiel hat sich bei seiner Formula-1-Kampagne für Snapchat entschieden und auf vertikale Videos gesetzt. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Am Ende wurde die Werbung 80 Prozent öfter angeschaut als herkömmliche Kampagnen. Auch in der Musikbranche ist das Thema weiterhin aktuell und trifft auf hohem Anklang. Lena Meyer Landruts letztes Video wurde beispielsweise komplett für mobile Devices produziert.
Kommen vertikale Videos auch auf Facebook und Youtube in Mode? Und sehen wir in einigen Jahren auch Imagefilme auf Firmenwebsiten im Hochformat?
Facebook und Youtube sind sicherlich nur die Vorreiter. Unsere Sehgewohnheit passt sich einfach immer mehr an unser Smartphone an. Das klingt erstmal paradox, da wir aber mehrere Stunden am Tag mit unserem Smartphone beschäftigt sind, ist es eigentlich nur eine verschobene Wahrnehmung. Wir lesen vertikal, wir scrollen vertikal, also konsumieren wir auch Videos vertikal. Immer mehr Firmen springen zudem auf diesen Trend auf und bauen Firmenseiten passend für unser Smartphone. Der vertikale Videocontent ist dann ein weiterer Baustein, der von großen PR-Unternehmen wie Adidas oder Mercedes bereits umgesetzt wird.
Wenn ich bisher nur Videos in 16:9 gedreht habe – welche Punkte sollte ich beachten, wenn ich jetzt plötzlich in 9:16 unterwegs bin?
Zum Beispiel, was das für unsere Inhalte bedeutet. Für die Bildsprache. Für den Betrachter. Man muss nochmal neu überlegen, was für Möglichkeiten es gibt, ein Video spannend im 9:16 Format aufzunehmen und welche Themen dadurch viel besser darstellbar sind – etwa hohe Gebäude oder auch der Vergleich von Groß und Klein. Es gibt aber auch einige Punkte, die schwerer umzusetzen sind, z. B. Panoramaufnahmen.
Es gibt sogar ein Festival für vertikale Filme. Kannst du da etwas zu erzählen? Erobert das Format zukünftig auch den Spielfilmsektor?
Das Vertical Filmfest ist das erste Festival, welches vollständig auf vertikale Formate setzt und dafür extra einen Kinosaal im Hochkantformat gebaut hat. Der Gewinnerfilm von 2016, Impact, wurde vielfach ausgezeichnet – und im Hochformat erstellt.
Felix Consolati studierte an der Technischen Universität in München Medien und Kommunikation. Nach mehreren Filmprojekten in Nord- und Zentralamerika arbeitet er inzwischen als Creative Producer. Er realisiert Image- und Werbefilme für Unternehmen wie Volkswagen, MAN oder auch die Caritas. Seit 2015 ist er außerdem als Dozent und Trainer tätig – unter anderem für die Bayerische Landeszentrale für neue Medien, der deutschen Presseakademie und für ProSieben.
Was nebenbei nie zu kurz kommen darf: Die Zeit draußen in den Bergen, auf dem Fahrrad und in fremden Ländern. Er ist von Seattle nach Alaska gesegelt, hat den Westen der Mongolei zu Fuß durch quert und das Hochland Islands mit dem Fahrrad. Reisen ist seine Leidenschaft – schöne Momente festzuhalten natürlich auch.
Sie drehen regelmäßig Videos, aber 9:16 ist für Sie noch absolutes Neuland?
Dann ist unser dreistündiger Workshop „Vertikales Storytelling“ genau das richtige für Sie. Dort sprechen wir nicht nur über diesen neuen Trend, sondern Sie üben auch selbst, in diesem neuen Format zu filmen. Ausführliche Informationen finden Sie in der Workshopbeschreibung, bei Fragen melden Sie sich gerne per e-Mail oder Telefon bei uns.
Beitragsfotos: Felicitas von Imhoff
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