Ungünstige Perspektive, das Essen geht fast ein bisschen unter.
Läuft Ihnen schon das Wasser im Mund zusammen? Wahrscheinlich eher nicht – das Licht lässt die Pasta fahl und langweilig erscheinen.
Wildgrün – Slow & Spicy: Ein Kochbuch „nur“ mit Smartphone-Fotos.
Vor wenigen Wochen hat Angela Schult ihr erstes Kochbuch „Wildgrün – Slow & Spicy“ auf den Markt gebracht. Die Food-Bloggerin und Rezeptentwicklerin hat dafür nicht nur alle Rezepte selbst entwickelt und gestylt, sondern auch alle Fotos selbst gemacht – mit ihrem Smartphone. Wie sie ihre farbenfrohen Gerichte in Szene setzt und warum sich ihre Fotos seit einem Workshop bei Simone Naumann verbessert haben, hat sie uns bereits vor einem Jahr bei einem Ateliergespräch gezeigt. Zu dieser Zeit lief noch die Crowdfunding-Kampagne und das Kochbuch war nur eine Projektskizze. Grund genug, Angela nach dem Erscheinen des wirklich tollen Buchs (im Team der Fotoschule wurden schon die ersten Rezepte nachgekocht!) nochmal ein paar Fragen zu stellen:
Wann hast du angefangen, deine Gerichte zu fotografieren?
Irgendwann war klar, dass ich meine Sammlung an Rezepten, die über viele Jahre entstanden ist, in einem Buch zusammenfassen wollte. Als erstes habe ich mal ein Profil auf Instagram eröffnet und angefangen, meine Gerichte zu fotografieren und einzustellen. Da bekommt man ganz spannendes Feedback. Gleich darauf kamen mein Blog und eine Facebook-Seite dazu. Da braucht man ganz schön Material, damit nicht über all das selbe gepostet wird.
Wie waren deine ersten Ergebnisse?
Na ja, die ersten Ergebnisse waren natürlich nicht so prickelnd, aber erst mal ausreichend für Instagram, habe ich gedacht. Das Anordnen des Essens auf Tellern, unterschiedliche Belichtung und Perspektiven, das hatte ich wirklich nicht so drauf. Das sieht man auch gut auf diesen ersten Fotos.
Du hast ja vor 2 Jahren einen Workshop für Smartphone-Fotografie bei Simone besucht – was waren deine wichtigsten Erkenntnisse? Was machst du seitdem anders?
Am entscheidendsten für mich waren Simones Erläuterungen von Perspektive und Licht. Das war wie eine „Erleuchtung“ für mich: Ich klettere auf Tische, um das Essen von oben zu fotografieren, oder lege mich flach auf den Boden, damit hinter der Schüssel ein schöner, verschwommener Hintergrund zu sehen ist. Auch die unterschiedlichen Apps waren spannend: erst habe ich viel zu viele benutzt, der Fokus vom Gericht ist dabei verloren gegangen. Jetzt benutze ich eigentlich gar keine Apps mehr, ich arbeite lediglich mit Filtern und manuellen Einstellungen von Kontrast, Licht und Schatten.
Wie gehst du vor, wenn du ein Gericht gekocht hast. Baust du ein Set auf, nutzt du künstliches Licht? Oder kochst du nur an Tagen, an denen das natürliche Licht gut ist zum Fotografieren?
Sobald ein Gericht fertig ist, richte ich es auf dem Teller oder in der Schüssel an, die ich bereits vorher rausgesucht habe. Dabei achte ich auf Form und Farbe. Ich suche in der Umgebung eine passende Stelle, also z.B. auf einem großen Holzbrett, auf dem Steinboden, auf einem Gartentisch, je nach Licht. Idealerweise koche ich alles bis nachmittags und nutze nur Tageslicht. Bei schlechtem Wetter ist das Licht im Freien oft besser, als wenn die Sonne scheint. Im Winter ist das allerdings etwas schwierig, daher habe ich auch eine gute Fotolampe für die dunklen Wochen.
Wo fotografierst du deine Gerichte am liebsten?
Auf der Terrasse, in meiner Küche oder bei Freunden, wo mir ganz neue Unter- und Hintergründe zur Verfügung stehen.
Deine Fotos sind sehr farbenfroh – nicht nur die Zutaten, sondern auch das Geschirr oder die Hintergründe. Macht es das manchmal schwierig beim Fotografieren?
Nein. Farbige Teller und Schüsseln, die passend zu den Zutaten ausgesucht werden, machen es viel einfacher, ansprechende Fotos hinzubekommen. Gut sind dabei Farben, die sich ergänzen, also z.B. eine Senf-Creme mit Brunnenkresse auf einem grün gemusterten Teller.
Bisher hast du deine Fotos ja vor allem auf Instagram und deinem Blog gezeigt. Hat sich mit der Arbeit an dem Buch etwas geändert? Bist du anders ans Fotografieren herangegangen als vorher?
Bei den Fotos für mein Kochbuch habe ich immer mehr versucht, ohne viel Dekoration auszukommen. Auch die Bearbeitung habe ich immer stärker reduziert. Mir war von Anfang an klar, dass ich ungestrichenes Papier für mein Kochbuch verwenden wollte, dadurch kommen die Fotos etwas matter und nicht so knallig raus wie auf Instagram & Co. Je weniger ich sie bearbeitet habe, um so besser sahen sie gedruckt aus.
Was sind deine 3 ultimativen Tipps für tolle Food-Fotos?
- Das Geschirr und den HIntergrund individuell für jedes Gericht auswählen
- Auf natürliches Licht achten
- Die Perspektive dem Gericht entsprechend wählen
Wo kann man das Buch kaufen?
Mein Kochbuch Wildgrün – Slow & Spicy gibt es überall im Buchhandel und auch direkt beim Verlag, www.berg-edition-reimer.de.
Kann man dich in nächster Zeit irgendwo persönlich treffen?
Der Verlag hat einen Stand auf der Made in Minga im Oktober, wo auch mein Kochbuch dabei sein wird. Außerdem gibts im Mai einen Wildkräuter-Kochkurs nach meinem Buch bei Gewürze der Welt und im Juni einen im Gewürzmuseum in Kulmbach. Und ich veranstalte Kochkurse in kleinem Kreis in meiner Küche, bei denen wir Kräuter bestimmen und vorbereiten, 3-4 Gerichte kochen und diese dann gemeinsam genießen.
Vielen Dank, Angela, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast!
Angela Schult, Wildgrün – Slow & Spicy, 200 Seiten, 86 Rezepte, erschienen bei Berg Edition Reimer 2019.
Angelas Rezepte und Fotos finden sich auch in ihrem Blog, bei Facebook und auf Instagram.
Alle Fotos auf dieser Seite: Angela Schult.
Sie wollen auch bessere Food-Fotos mit dem Smartphone machen?
Dann ist unser Basiskurs Smartphone-Fotografie oder ein Einzelcoaching etwas für Sie. Melden Sie sich gerne bei uns, und wir beraten Sie.